Zahnprothesen kann man zunächst in Teilprothesen und Vollprothesen einteilen:
Teilprothesen ersetzen einen Teil der gesunden Zähne, bspw. nach einem umfangreichen Zahnverlust im Backenbereich. Die noch vorhandenen natürlichen Zähne bleiben dabei sichtbar und der Zahnarzt benutzt diese (teilweise) zur Befestigung der Teilprothese.
Vollprothesen (auch als Totalprothese bezeichnet) kommen dann zum Einsatz, wenn im Ober- oder Unterkiefer das gesamte Gebiss ersetzt werden muss. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn gar keine Zähne mehr vorhanden sind oder die noch vorhandenen Zähne im Rahmen der Befestigung mit überdeckt werden wie dies bei der Teleskopprothese der Fall ist.
Teilprothesen
Teleskopprothese
Teleskopprothesen werden dem kombinierten Zahnersatz zugerechnet, da sie aus einem herausnehmbaren Teil und fest an Zähnen bzw. Kieferknochen verankerten Stützelementen bestehen.
Der Begriff ‚Teleskop‘ bezieht sich hierbei auf das teleskopartige Ineinanderschieben des festen und herausnehmbaren Teils: Als Stützelemente dienen überkronte natürliche Zähne oder Implantate, deren oberer Teil jedoch nicht dem natürlichen Zahn nachgebildet ist, sondern als Pfeiler für die Prothesenkonstruktion dient. Sie werden als Innenteleskope bezeichnet.
Die Prothesenkonstruktion wiederum besteht aus künstlichen Zähnen auf einer Kunststoffbasis, in die passgenau gefertigte Sekundärkronen bzw. Außenteleskopeeingearbeitet sind. Diese werden auf die Innenteleskope aufgesetzt und bieten so sicheren Halt und hohen Tragekomfort.
- Sehr guter Halt
- Klammerfrei, ästhetisch gutes Ergebnis möglich
- Gute Pflegbarkeit
- Rel. günstige Pfeilerbelastung bei ausreichender Pfeilerzahl
- Erweiterbar bei Zahnverlust
- Gut für Parodontose-Patienten geeignet
- Mit Implantaten kombinierbar
- Bei vielen Pfeilern kaum Prothesengefühl (Teleskopbrücke)
- (In geringerem Maße) die Nachteile der einfacheren Prothesen
- Zahnsubstanz muss vermehrt abgetragen werden (Platzbedarf für Doppelkronen ist höher)
- Risiko des Absterbens von Zähnen nach Beschleifen: 20-40%
- Überlastung der Pfeilerzähne möglich (frühzeitiger Zahnverlust)
- Kariesentwicklung am Kronenrand möglich
- Anspruchsvoll für Behandler und Zahntechniker
Stegprothese
Stegprothesen sind eine Variante der Teilprothese. Sie zählen genau genommen zum kombinierten Zahnersatz, da der herausnehmbare Zahnersatz auf fest verankerten Stützelementen, den sog. Stegen, ruht.
Die Stege werden auf Implantaten befestigt und verbleiben dauerhaft im Mund. Die Teilprothese verfügt über einen sog. Stegreiter an der Unterseite, der wie ein Scharnier in den Steg einrastet.
Die Stegkonstruktion bietet festen Halt und ermöglicht eine vergleichsweise grazile Prothesenkonstruktion mit hohem Tragekomfort.
Die künstlichen Zähne können herausgenommen und gereinigt werden, die Reinigung des Steges selbst ist etwas komplizierter. Daher empfiehlt sich eine fachkundige Einweisung der Prothesenträger durch einen Prophylaxeexperten.
- bewährteste, sichere Methode herausnehmbaren Zahnersatz auf Implantaten zu verankern
- Risikoarme Platzierung der Implantate im Frontbereich
- Sofortbelastung, Sofortversorgung möglich
- relativ gute Implantatpflege möglich
- Reparaturen des aufgesetzten Zahnersatzes einfach möglich
- einfache Erweiterbarkeit bei Verlust eines Implantats durchaus gegeben
- ästhetischer Ausgleich bei starker Kieferatrophie durch zahnfleischfarbene Prothesensättel möglich
- zahntechnisch anspruchsvollere Aufgabe als bei konfektionierten Halteelementen, dadurch auch
- Kosten für diese Implantatversorgung erhöht
- Speisereste unter der Prothese nicht untypisch
- bei 2 Implantaten Rotation (Kippen) der Prothese über dem Steg möglich
- Prothesengefühl
- Schädlich für Implantate bei nicht spannungsfrei sitzendem Steg (Periimplantitis, Schraubenlockerung, Implantatbruch)
- Verschleiss der Stegreiter, Lockerung des Prothesenhalts mit der Zeit (Kostenfaktor)
Die Klammer- oder Modellgussprothese
Diese herausnehmbare Prothese bekommen Patienten vom Zahnarzt eingesetzt, wenn viele Zähne fehlen und eine Versorgung durch Implantate nicht in Frage kommt.
Sie besteht aus Kunststoff und Metall. Die Zähne stehen in einer rosafarbenen Basis aus Kunststoff, die über metallene Klammern an den Restzähnen des Patienten befestigt wird. Vielen Patienten gefallen diese Klammern nicht, da sie sehr auffällig sind. Im Vergleich mit der deutlich ästhetischeren Teleskopprothese, die als Alternative in Frage kommt, ist die Klammerprothese allerdings ein günstiger Zahnersatz. Daher wird sie dennoch von vielen Patienten gewählt.
Geschiebeprothese
Auch bei der Geschiebeprothese handelt es sich um eine Form des kombinierten Zahnersatzes. Der herausnehmbare Teil besteht, wie bei allen bisherigen Varianten der Teilprothese, aus einer Kunststoffbasis, auf der die künstlichen Zähne ruhen.
Als fest verankerte Stützelemente dienen auch hier entweder über Grunde natürliche Zähne oder Implantate. Die künstliche Krone verfügt dabei über eine spezielle Konstruktion aus Matrize und Patrize, die perfekt ineinanderpassen.
Dies bietet eine gute Ästhetik, hohen Tragekomfort und guten Halt beim Sprechen und Essen, erfordert jedoch eine stabile Restbezahnung – wenn ein Stützzahn verloren geht, muss die gesamte Prothese erneuert werden. Nachteilig ist der vergleichsweise hohe Preis aufgrund der technischen Komplexität.
Durch eine Geschiebeverankerung ist es möglich, herausnehmbaren Zahnersatz klammerfrei an haltgebenden Zähnen zu befestigen. Dafür ist eine Überkronung der entsprechenden Zähne notwendig, bei denen seitlich oder an der Rückseite eine Nut eingearbeitet wird (Matrize), in die das passende Gegenstück (Patrize) der zu verankernden Prothese eingeklickt / eingeschoben werden kann. Da die Kronen ästhetisch einwandfrei gestaltet werden können, wurde diese Versorgung früher im Oberkiefer bei fehlenden Backenzähnen sehr häufig verwendet. Hier werden dann die Frontzähne mit Kronenversorgt und der herausnehmbare Backenzahnersatz dann an den Frontzahnkronen eingeklickt.
Die Kronen werden im übrigen fest auf die Zahnstümpfe eingeklebt (fester Anteil). Die Lastverteilung des herausnehmbaren Anteils verteilt sich je nach Konstruktion mehr oder minder gleich auf die Geschiebe-tragenden Zähne und auf den Kieferkamm / Zahnfleisch (Integument).
- Ästhetisch meist gut bis sehr gut
- Sichere Verankerung des Zahnersatzes
- in der Regel guter Tragekomfort
- Gesunde Zahnsubstanz muss abgetragen werden
- Risiko des Absterbens von Zähnen nach Beschleifen
- Überlastung der Pfeilerzähne möglich (frühzeitiger Zahnverlust)
- Zungenraum evtl. etwas eingeschränkt
- Knochenabbau im ersetzten Bereich wird nicht verhindert
Locator-Prothese
Die Fixierung einer Zahnprothese mittels Locatoren auf Implantaten ist eine der komfortabelsten und sichersten Möglichkeiten, den Zahnersatz sicher zu verankern. Dies ist eine optimale Alternative zur klassischen Vollprothese (mit Gaumenplatte im Oberkiefer).
In den zahnfreien Kiefer werden dazu meist vier Implantate eingesetzt und mit einer Art Druckknopfsystem, dem sogenannten Locator, eine schmale, sicher und komfortabel zu tragende Prothese befestigt.
- hervorragender fester Tragekomfort
- für Ober- und Unterkiefer geeignet
- ermöglicht normales Essen ohne Angst des Prothesenverlustes
- Verzicht auf eine umfangreiche Gaumenplatte möglich
- sehr hohe Passgenauigkeit und dadurch einfache Handhabung der Prothese beim Einsetzen und einfaches Herauslösen, auch für Personen mit eingeschränkter Seh- oder Fingerfertigkeit
- keine störende Stegkonstruktion
- einfach zu reinigen
- Retentionselemente können einfach und kostengünstig ausgetauscht werden
- Verwendung auch in Ergänzung zu Teleskopkronen möglich (bspw. auf der rechten Seite sind noch natürliche Zähne zur Verankerung vorhanden, auf der linken Seite übernehmen dies zwei Implantate)
- verhindert Druckstellen und beugt daher Zahnfleischentzündungen vor
- kostengünstiger als festsitzender Zahnersatz
- Erfolg der Implantation abhängig vom Kieferknochen
- korrekte Handhabung erfordert etwas Übung
Im ersten Schritt wird der Zahnarzt den Patienten ausführlich untersuchen, gegebenenfalls auch mittels einer Computertomographie den Kieferknochen hinsichtlich des langfristigen Halts der Implantate beurteilen.
Anschließend erfolgt das Einsetzen der Implantate. Diese benötigen eine Ausheilzeit von vier bis sechs Monaten, um fest mit dem Kieferknochen zu verwachsen. Ausführliche Informationen zur Implantation finden Sie hier. Für die Ausheilzeit wird ein Langzeitprovisorium angefertigt und eingesetzt bzw. die vorhandene Vollprothese entsprechend angepasst.
Nach der Ausheilzeit wird der Sitz der Implantate kontrolliert, diese freigelegt, die Locator-Elemente aufprobiert und dabei Abdrücke des Kieferknochens als Vorlage für das Dentallabor genommen. Die genaue Gestaltungsplanung der Locator-Prothese erfolgt dabei gemeinsam zwischen Zahnarzt, Patient und Zahntechniker und Berücksichtigung der individuellen Wünsche.
Im Dentallabor wird nun die Prothese angefertigt, die passenden Matrizen eingearbeitet und dann beim Patienten anprobiert. Nach einer Optimierung erfolgt dann das finale Einsetzen und der Zahnarzt erklärt und übt mit dem Patienten das Einsetzen und Herausnehmen des Zahnersatzes.
Zahnimplantate können ein Leben lang halten, dies ist jedoch von der Qualität der Implantation, der Materialqualität des Implantats selbst sowie von Einflussfaktoren, die der Patient bestimmt, abhängig: Eine sorgsame Mundhygiene und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wirken sich positiv auf die Haltbarkeit aus, ein übermäßiger Nikotingenuss beispielsweise negativ.
Für die Locator-Prothese selbst gilt dies natürlich ebenso; hier beträgt die Haltbarkeit üblicherweise problemlos 5-15 Jahre bis die Prothese erneuert werden muss. Die Gummieinsätze sind aller 1-2 Jahre zu auszutauschen, um wieder einen perfekten Sitz zu gewährleisten.
Vollprothesen
Vollprothesen, im Volksmund gerne "Gebiss" genannt, gelten immer noch als Standard bei der Versorgung des zahnlosen Kiefers mit Zahnersatz. Die Redewendung "Zähne sind wie Sterne: nachts kommen Sie raus" spielt dabei auf den oftmals nicht sehr hohen Komfort dieser einfachen Prothesen an, der das Tragen beschwerlich macht. Es gibt aber viele Vollprothesen ("Totale"), die mit einem äußerst zufriedenstellenden Sitz, tadelloser Funktion und hervorragender Ästhetik glänzen. Insbesondere eine Zahnprothese im Oberkiefer stellt Patienten unter günstigen Voraussetzungen sehr zufrieden.
INE VOLLPROTHESE HÄLT DURCH GUTE PASSUNG UND SPUCKE
Die Vollprothese besteht aus einer zahnfleischfarbenen Kunststoffbasis, in die Kunststoffzähne als Zahnreihe in der Position der fehlenden Zähne verankert werden. Im Oberkiefer bedeckt die Basis den gesamten Gaumen und den gesamten Kieferkamm, und endet lippenseitig an den beweglichen Schleimhautbereichen. Der Halt entwickelt sich durch Saugkräfte über einen Flüssigkeitsspalt zwischen Basis und Zahnfleisch (Gaumen, Kieferkamm) und der Ventilfunktion der beweglichen Schleimhaut (Lippeninnenseite), die den Spalt versiegeln kann. Je ausgeprägter der Kieferkamm und je klebriger der Speichel, desto besser ist der Zahnprothesenhalt.
Rein technisch würde eine künstliche Zahnreihe im Oberkiefer auch ohne komplette Gaumenbedeckung zu fertigen sein, allerdings würde die Prothese durch fehlende Ansaugwirkung herunterfallen. Hier können dann Implantate bei Zahnlosigkeit ihre Vorteile ausspielen.
DEUTLICH SCHLECHTERE HALT BEI UNTERKIEFER-VOLLPROTHESEN
Wenn der Unterkiefer schon stark geschrumpft ist (Atrophie), hält die Prothese selbst mit Klebstoff in der Regel eher schlecht. Kein Wunder, dass Zahimplantate als erstes erfolgreich zur Verbesserung des Haltes im Unterkiefer angewendet wurden.
- Unkomplizierte Herstellung
- Niedrige Gesamtkosten
- Routineverfahren
- Ästhetisch oftmals gut zu gestalten
- Leicht reparier-/anpassbar
- Abbau des Kieferknochens (Atrophie) insbesondere bei wackelnden Prothesen
- Eingeschränkte Lebensqualität
- Psychologische Belastung
- Störung der Lautbildung
- Verminderte Kaufähigkeit
- Ungenügender Prothesenhalt (insbesondere Unterkiefer-Vollprothesen)
- Druckstellen
Die zahnlosen Kieferabschnitte werden mir einem Erstabdruck abgeformt und davon Gipsmodelle im Dentallabor hergestellt. Auf diesen wird ein sogenannter individueller Abdrucklöffel gefertigt, mit dem dann noch einmal die exakten Konturen insbesondere unter Berücksichtigung der angrenzenden beweglichen Strukturen (Mundboden, Zunge, Wange) festgehalten werden. Die Ausdehnung der Kunststoffränder darf nämlich nicht den Bewegungsradius der beweglichen Anteile behindern, da diese sonst die Prothese herausdrücken.
Nach der Registrierung des Bisses (sollte bei vollständigem Zahnersatz immer mit mehr Aufwand erfolgen und das Kiefergelenk miteinbeziehen, z.B. Gesichtsbogen) erfolgt die Aufstellung der künstlichen Zähne (konfektioniert in allen Größen, Formen und Farben verfügbar) in eine Wachsbasis, die schnelle Änderungen ermöglicht aber auch genügend Halt für eine Anprobe liefert.
Wenn alles stimmt, wird die Wachsbasis durch zahnfarbenen Prothesen-Kunststoff ersetzt. Nach der Politur können die Vollprothesen dann eingesetzt werden.